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AutorenbildDieter Pregizer

Wohnungslüftung verbessern um Corona vorzubeugen

Aktualisiert: 13. Juni


Schimmelbefall in der oberen Wandecke eines Schlafzimmers
Schimmelbefall in der oberen Wandecke eines Schlafzimmers

Von einem Mieter wurde ich hinzugezogen, um Schimmelbefall in seiner Wohnung zu untersuchen. Als erstes habe ich beim Ortstermin im Schlafzimmer und danach auch in den anderen Räumen der betroffenen Wohnung die Lufttemperatur und die relative Luftfeuchtigkeit mit einem elektronischen Messgerät mit direkt angebauter Feuchte- und Temperatursonde gemessen, um die Wohnungslüftung zu überprüfen.

Die Messungen im Schlafzimmer wurden unmittelbar nach dem Betreten der Wohnung durchgeführt, um das Raumklima durch die Anwesenheit von zusätzlichen Personen möglichst wenig zu beeinflussen. Anschließend habe ich eine Vorbesprechung durchgeführt und danach die betroffenen Bereiche auf Feuchtigkeitserscheinungen untersucht.

Während des Ortsterms standen die Türen des Schlafzimmers und des Wohnzimmers zum Flur offen.

In der nachfolgenden Tabelle habe ich die Ergebnisse der Raumklimamessungen zusammengestellt:

Ergebnisse der Raumklimamessungen
Ergebnisse der Raumklimamessungen

Aus den von mir beim Ortstermin durchgeführten Raumklimamessungen ergaben sich folgende Hinweise auf eine zumindest zeitweise unzureichende Lüftung der Wohnung:


CO2-Gehalt:

Die Europäische Norm EN 13779 bewertet die Konzentration von CO2 in Innenräumen in folgenden vier Qualitätsstufen:


  • Hohe Raumluftqualität: unter 800 ppm (<0,08 Volumen-%)

  • Mittlere Raumluftqualität: 800 - 1.000 ppm (0,08 - 0,1 Volumen-%)

  • Mäßige Raumluftqualität: 1.000 - 1.400 ppm (0,1 - 0,14 Volumen-%)

  • Niedrige Raumluftqualität: über 1.400 ppm (>0,14 Volumen-%)


In allen Räumen lagen die CO2-Gehalte im Bereich einer niedrigen Raumluftqualität.

Aus den von mir beim Ortstermin durchgeführten Raumklimamessungen ergab sich ein Wert des CO2-Gehaltes, der um den Faktor

3,5 bis 4,2

höher lag als der CO2-Gehalt der Außenluft. Bei ausreichender Lüftung würde sich innerhalb der Wohnung ein CO2-Gehalt nahe dem Wert der Außenluft einstellen. Bei dem gemessenen CO2-Wert handelte es sich somit um einen signifikant erhöhten CO2-Gehalt innerhalb der Wohnung, welcher auf eine geringe Lüftung zumindest zum Zeitpunkt des Ortstermins hindeutete.


Feuchtegehalt der Innenluft:

Der absolute Feuchtegehalt der Raumluft im Schlafzimmer lag beim Ortstermin um den Faktor

1,8 bis 2,0

über dem entsprechenden Wert der Außenluft. Hierbei handelte es sich um einen deutlich erhöhten Wert, zumindest zum Zeitpunkt des Ortstermins.


Beurteilung:

Zusammenfassend ergaben meine Raumklimamessungen, dass die betroffene Wohnung zumindest zum Zeitpunkt des Ortstermins nicht ausreichend gelüftet worden war. Hierbei handelte es sich um eine nutzungsbedingte Ursache der Schimmelpilzbildungen.

Mit dem Kohlendioxidgehalt steigt auch das Ansteckungsrisiko für coronabedingte Erkrankungen. In Räumen, in denen eine hohe CO2- Konzentration herrscht, befinden sich erfahrungsgemäß auch besonders viele Aerosole, Keime und möglicherweise auch Corona-Viren. Verschiedene Untersuchungen ergaben, dass das Ansteckungsrisiko mit Viren bei einem hohen CO2-Gehalt ansteigt.

Es muss deshalb gleichermaßen zur Vermeidung von Schimmelpilzbildungen in Wohnungen wie auch zur Reduzierung des Ansteckungsrisikos bei Corona-Viren ausreichend gelüftet werden.

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1 Comment


k.koenig1987
Aug 23, 2022

Einmalmessungen des Raumklimas, dazu noch während eines einzigen Ortstermins, sind nur Momentaufnahmen und lassen keinen Rückschluss zu auf das tatsächliche Lüftungs- und Heizverhalten der Bewohner (siehe z.B. Hankammer, Schäden an Gebäuden, 2017, S. 434; Lorenz/Betz, Praxis-Handbuch Schimmelpilzschäden, 2016, S. 134-135).

Hier können nur Langzeitmessungen des Raumklimas mittels Datenlogger über Wochen, und am besten über die gesamten Heizperiode hinweg deutlich sicherere Erkenntnisse liefern.


Zusätzlich fehlen mir hier das Baujahr des Gebäudes sowie die Oberflächentemperaturmessungen in den schadhaften Bereichen, um festzustellen, ob es sich hier vielleicht um unzulässige Wärmebrücken handeln könnte, an denen sich auch beim langanhaltenden Baunorm-Raumklima (20°C/50 % rLF) Tauwasser oder Schimmel bilden würde.


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