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AutorenbildDieter Pregizer

Dachbegrünung: Teil 1

Aktualisiert: 27. Apr. 2020

Teil 1: Dachbegrünungen bedürfen intensiver Planung


Dachbegrünung gab es schon in der Antike

Dachbegrünungen haben eine lange Tradition. Schon aus der Antike sind Dachgärten bekannt, die sich allerdings nur Kaiser oder Könige leisten konnten. Die im Auftrag des Königs Nebukadnezar angelegten „hängenden Gärten“ werden als eines der sieben Weltwunder bezeichnet. Heutzutage gilt es diese Tradition wieder zu entdecken. In den Städten und Dörfern werden immer mehr Grundstücke überbaut, wodurch natürliche Vegetation verlorengeht. Die dadurch entstehenden Auswirkungen auf das Kleinklima sind vielgestaltig:

Auch auf Fabrikhallen sind Gründächer möglich
Auch auf Fabrikhallen sind Gründächer möglich
  • verlorener Lebensraum für Tiere und Pflanzen

  • verringerte Sauerstoff- und Feuchtigkeitsabgabe durch fehlende Pflanzen

  • weniger Staub kann aus der Luft gefiltert werden

  • höhere Belastung des Kanalnetzes, da weniger Wasser zurückgehalten und gespeichert wird

  • Beeinträchtigung der Lebensqualität durch fehlende Naturoasen


Ein Teil dieser Nachteile wird durch Begrünung von Dächern wieder aufgehoben. Gleichzeitig können in den Städten Refugien für Tiere und Pflanzen geschaffen werden, die auch dem Menschen als naturnaher Erholungsraum dienen. Dachgärten laden zum Ausruhen und Entspannen ein.

Gründächer in der Stadt verbessern das Kleinklima
Gründächer in der Stadt verbessern das Kleinklima
Flachdächer können grüne Oasen in der Stadt werden
Flachdächer können grüne Oasen in der Stadt werden
Flachdächer können grüne Oasen der Ruhe werden
Flachdächer können grüne Oasen der Ruhe werden

Welche Dächer eignen sich für eine Begrünung?

Bevor eine Dachbegrünung in Angriff genommen werden kann ist es wichtig zu prüfen, ob die Unterkonstruktion hierfür geeignet ist. Es muss insbesondere ein Statiker eingeschalten werden, der einen rechnerischen Nachweis führt, dass der Unterbau die zusätzlichen Lasten aus der Dachbegrünung aufnehmen kann.


Bei Dachbegrünungen ist eine sorgfältige Planung erforderlich
Bei Dachbegrünungen ist eine sorgfältige Planung erforderlich
Gründächer bestehen aus Dampfsperre, Wärmedämmung und Abdichtungsschicht
Gründächer bestehen aus Dampfsperre, Wärmedämmung und Abdichtungsschicht sowie Begrünungsaufbau

Am besten eignen sich Flachdächer für Begrünungen. Es können jedoch auch Schrägdächer bis zu einem Gefälle von ca. 30° begrünt werden. Hierbei sind jedoch Sonderkonstruktionen erforderlich, die ein Abrutschen des Erdsubstrates verhindern. Hierzu können beispielsweise Schubschwellen aus Holz eingesetzt werden, die in Querrichtung unter der Abdichtung aufgebracht werden.


Eine zuverlässige Abdichtung ist erforderlich

Vor dem Aufbringen einer Dachbegrünung muss das Dach zuerst abgedichtet werden. Hierzu eignen sich sowohl Bitumen- als auch Kunststoffbahnen. Bitumenbahnen werden mindestens zweilagig aufgebracht, wobei die obere Lage zur unteren Lage versetzt eingebaut wird. Bei Kunststoffbahnen ist eine einlagige Abdichtung üblich. Falls die Abdichtung einen Nachweis hinsichtlich ausreichender Durchwurzelungsfestigkeit besitzt, dann kann auf eine zusätzliche Wurzelschutzbahn verzichtet werden. Ansonsten muss die Abdichtung durch eine Lage Wurzelschutzbahnen geschützt werden.

Eine handwerklich sorgfältige Ausführung ist bei der Gründachabdichtung notwendig
Eine handwerklich sorgfältige Ausführung ist bei der Gründachabdichtung zwingend notwendig

Prüfung der Abdichtung nach dem Einbau

Nach der Fertigstellung der Dachabdichtung sollte vor dem Aufbringen des Begrünungsaufbaues eine gründliche Inspektion der Abdichtung erfolgen, um Undichtigkeiten schon von vornherein auszuschalten. Werden erst nach der Fertigstellung des Dachaufbaues Undichtigkeiten erkannt, dann sind zur Reparatur umfangreiche und teure Maßnahmen erforderlich.


Sofern die Werkstoffe der Abdichtung und der Wurzelschutzbahnen nicht miteinander verträglich sind, müssen sie durch eine Trennlage, zum Beispiel aus PE-Folie getrennt werden. Als nächste Schicht folgt ein Schutz gegen mechanische Beschädigungen beim Aufbringen und Verteilen des Erdsubstrates oder bei späteren Arbeiten an der Begrünung. Hierzu werden meist Schutzvliese aus Kunststoff - Fasern, Gummischutzplatten oder Betonplatten verwendet.


Begrünung

Auf diesen aufwendigen aber technisch und bauphysikalisch für ein dauerhaft dichtes Dach notwendigen Dachaufbau wird dann die Begrünung aufgebracht. Da auf Dächern meistens Pflanzen eingesetzt werden die keine dauernde stauende Nässe ertragen können, muss die unterste Schicht der Begrünung aus einer Dränschicht bestehen, die überflüssiges Wasser zuverlässig abführen kann. Hierzu sind zum Beispiel Kiesschüttungen, Blähton, Dränplatten oder Fadengeflechtmatten aus Kunststoff einsetzbar. Die Dränschicht wird dann wiederum von einem Filtervlies abgedeckt. Das Filtervlies verhindert das Einschwemmen von Feinteilchen in die Dränschicht, so dass ein dauerhafter Wasserabfluss über die Dränschicht sichergestellt ist. Auf das Filtervlies wird dann die eigentliche Begrünung, nämlich das Erdsubstrat aufgebracht. Hierbei wird in eine extensive und eine intensive Begrünung unterschieden.

Photovoltaikanlage auf einem begrünten Flachdach
Photovoltaikanlage auf einem begrünten Flachdach

Welche Pflanzen sind geeignet?

Als Begrünung werden meist trockenresistente und selbstregenerierende Pflanzenarten, wie Mauerpfeffer und Fetthenne eingesetzt. Eine intensive Begrünung besitzt mindestens eine Dicke von 15 cm und kann auch örtliche Dickenunterschiede aufweisen. In diesem Fall werden Gräser oder Stauden und bei genügender Erdreichdicke auch Sträucher oder kleinere Bäume eingesetzt. Bei Bäumen wird meist eine zusätzliche mechanische Verankerung zum Schutz gegen Windbruch erforderlich werden.


Flachdächer

Die weiteste Verbreitung haben Begrünungen jedoch bei Flachdächern gefunden, da hier keine Sicherungsmaßnahmen gegen Abrutschen des Erdsubstrates getroffen werden müssen. Zur Sicherstellung einer funktionsfähigen Entwässerung über die Dränageschicht sollte das Dach jedoch eine Mindestdachneigung von 2 % aufweisen.


Umkehrdächer

Eine Sonderstellung bei den Dacharten nehmen Flachdächer in der Bauweise eines Umkehrdaches ein. Hierbei ist die Wärmedämmung nicht unter der Abdichtung und der Wurzelschutzbahn sondern oberhalb davon eingebaut. Sie befindet sich also im nassen Bereich und muss infolgedessen besondere Anforderungen an den Werkstoff erfüllen. Hierzu ist für die Wärmedämmung ein Prüfzeugnis erforderlich. Bei Umkehrdächern wird also der Begrünungsaufbau mit Dränageschicht auf die Wärmedämmung aufgebracht. Eine Durchwurzelung der Wärmedämmung wird hierbei in Kauf genommen. Umkehrdächer werden bevorzugt dann eingesetzt, wenn bei einer bestehenden dichten Dachkonstruktion die Wärmedämmung verbessert werden soll, ohne dass besondere Maßnahmen an der Abdichtung und der Unterkonstruktion ergriffen werden. Gleichzeitig stellt die Wärmedämmung einen zuverlässigen mechanischen Schutz der Abdichtung dar.


Schrägdächer

Bei Schrägdächern werden Begrünungen üblicherweise bis zu maximal 30° Dachneigung eingesetzt. Je größer die Dachneigung desto aufwendiger und auch teurer wird die erforderliche konstruktive Dachausbildung. Eine Sicherung des Begrünungsaufbaues gegen Abrutschen ist in der Regel schon ab einer Dachneigung von 10° erforderlich. Da geneigte Dächer meist aus einer Holzunterkonstruktion bestehen ist es bei Neubauten empfehlenswert aus Gründen der statischen Tragfähigkeit die Haupttragglieder des Daches aus Leimhölzern herzustellen.


Reihe wird fortgesetzt.

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